Deutschland (ጀርመን) - Wirtschaftswachstum versus Nachhaltigkeit
Ο Von 1874 bis 1919 besaß Deutschland vier nicht zusammenhängende Kolonialgebiete in Afrika. Die Gründung der deutschen Kolonien ging von Kaufleuten unter dem Schutz des Reiches aus.
Ο Die deutsche Kolonialpolitik hatte Expansionsbestrebungen und unterstützte eine Form des Wirtschaftswachstums, welches die Unterwerfung der einheimischen Bevölkerung billigend in Kauf nahm.
Ο Auf Grund machtpolitischer, strategisch-militärischer und ökonomischer Interessen sollten neue Lebensräume und Zugriffe auf Rohstoffe erschlossen werden, ausschließlich zur Steigerung der eigenen Handels- und Wettbewerbsfähigkeit.
Ο Die Auswirkungen (auch) des deutschen Kolonialismus waren furchtbar. Der Verlust von Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, von Selbstbewusstsein und des Selbstverständnis der kolonialisierten Menschen war die Folge. Historisch gewachsene soziale Ordnungen wurden zerstört und führten zum Verlust an Identitäten und Zerstörung von Wertsystemen. Die ökologischen Lebensgrundlagen wurden zerstört und die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerungen verschlechterten sich deutlich.
Ο Leider wird in der aktuellen Debatte kaum erwähnt, dass die Kolonialisierung und die Gier nach Rohstoffen in der Vergangenheit zu den heutigen Problemen mit Flucht und Vertreibung geführt haben.
Ο Die westliche Wirtschaft sieht Afrika bis heute hauptsächlich als Quelle für Rohstoffe und degradiert die natürlichen Ressourcen wie Böden, Wasser und somit die Lebensgrundlage - eine Ursache für Hunger und Flucht. Die Politik bremst das kaum.
Ο Die zentrale Frage ist, ob die westlichen Industriestaaten wie Deutschland bereit sind, ihren Wohlstand zu teilen. Europa und somit auch Deutschland sind für viele der Fluchtursachen historisch mitverantwortlich.
Ο Warum wundern wir uns über Flüchtlingswellen, wenn doch unser Wohlstand eine zentrale Fluchtursache ist?
Ο Denn sich gegenseitig konterkarierende, nicht-kohärente Politikmaßnahmen gelten in den Wahrnehmungen als eine der Hauptursachen dafür, dass Deutschland noch lange nicht nachhaltig ist.
Trotz gewisser ergriffenen Maßnahmen ist jedoch ein wirklicher Wechsel hin zu einer nachhaltigen Politik notwendig.
Das mitteleuropäische Land Deutschland hat heute ca.82,8 Millionen Einwohner*innen und verfügt über ca. 14,6 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche, davon 67% ausschließlich für den Futterpflanzenanbau. Mit einem Wasserdargebot von ca. 188 Milliarden m 3 ist Deutschland ein wasserreiches Land und verfügt über genügend nutzbares Süßwasser.
Deutschland ist gekennzeichnet durch:
- ein niedriges jährliches Bevölkerungswachstum von 1,2%.
- nur 2% der deutschen Bevölkerung leben von der Landwirtschaft.
- einen hohen Überschuss im Staatshaushalt, bei gleichzeitig unangemessen hoher Staatsverschuldung.
- tragfähige Staatsfinanzen verbunden mit starkem Binnenkonsum und hohem Exportüberschuss. 98,5% der Staatseinnahmen stammen aus Dienstleistungen und industrieller Produktion und nur 1,5% aus der Landwirtschaft.
- einem im internationalen Vergleich niedrigen Korruptionsindex.
- Sicherung der Grundbedürfnisse des Einzelnen.
- einem ansteigenden Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase und Luftschadstoffe als Folge des Wohlstandes, der Zunahme an Mobilität und des Wirtschaftswachstums.
- hohe Verluste und Abfälle bei der Produktion von Lebensmitteln sowie ein hoher Fleischkonsum. Trotzdem übersteigt der Export von Fleisch und Geflügel den Inlandsverbrauch. Dadurch werden.
. zunehmend landwirtschaftliche Nutzflächen im In- und Ausland für den Anbau von Futtermitteln gebraucht (Kraftfutter, Getreide) und
. hohe Stickstoffüberschüsse in die Gewässer und die Luft eingebracht auf Grund zu hoher Tierbestände und falscher Düngung.
- große Müllberge aus Haushalten, Produktion und Gewerbe und den damit verbundenen Herausforderungen der Handhabung und Entsorgung dieser Müllberge (der auch hochradioaktive Abfall umfasst)
- regional unterschiedliche Folgen des Klimawandels wie Temperaturanstieg, weniger Schneetage, länger andauernde Hitzewellen mit regionaler und saisonaler Wasserknappheit sowie jahreszeitlich verlagerten Vegetationsperioden,
. veränderte Niederschlagsmuster, verstärktes Auftreten von Wetterextremen, wie Starkregen, Stürme, Überschwemmungen.
- Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsflächen.
Es fehlt eine kohärente Politik, die im Sinne des nachhaltigen, sozioökonomischen Wandels den nationalen sowie globalen Herausforderungen für Klima, Ernährungssicherheit und Gerechtigkeit bzw. der Zukunftssicherung des globalen Gemeinwohls Rechnung trägt. Dabei sind Problemursachen wie z.B. Waffenhandel und illegale Finanzströme grenzüberschreitend und gefährden den internationalen Frieden und die Stabilität. Die internationale Politik, Wirtschaft und Handelsbeziehungen in Verbindung mit der globalen Finanzarchitektur verstetigen die Ungleichheit und führen somit ursächlich auch zu Flucht und Migration.
Die Probleme und Herausforderungen tragen zwingend dazu bei, dass Umweltschutz und Ressourceneffizienz auf lokaler Ebene stärkere Bedeutung beigemessen werden muss und dringend Aufmerksamkeit braucht. Darum soll auf lokaler Ebene eine entsprechende Bewusstseinsentwicklung unterstützt und Verständnis geschaffen werden, die lokalen Ursachen der Probleme und deren wechselseitiger globaler Verflechtungen zu durchschauen.
Unser Konzept für eine nachhaltige, sozioökonomische und ökologische Dorfentwicklung sieht vor, die Dynamik auf lokaler Ebene zu verstehen und die Gemeinschaften vor Ort einzubeziehen. Unter dem Motto ʺunsere Dorfgemeinschaft hat Zukunftʺ wollen wir deswegen standortspezifisch und bedarfsorientiert folgendes erreichen:
- Sensibilisierung der Einwohner*innen über die Bedeutung ihrer aktiven Mitwirkung bei der Bewältigung lokaler Herausforderungen,
- Stärkung des Verantwortungsbewusstseins jedes Einzelnen für das eigene Handeln,
- Förderung des Verständnisses über politische, soziale, ökologische, klimatische und wirtschaftliche kausale und systematische Zusammenhänge der ländlichen Armut, Umweltdegradation und Menschenrechte,
- Motivation der Einwohner erhöhen, ihre Belange zu artikulieren und ihre politische Mitbestimmung bei der Planung und Gestaltung des öffentlichen Raumes einzufordern.
Unsere Zielgruppe und entscheidende Akteure unseres Aktionsradius sind benachbarte Dorfgemeinschaften im Flusseinzugsgebiet. Wir arbeiten auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene. Wir konzentrieren uns auf die Arbeit mit Multiplikator*innen. Es geht um Wissensaustausch, Informationsverbreitung und Dialog zur Unterstützung der strukturellen, sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Dies erfolgt durch
- Konservierung und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen als unentbehrliche Lebensgrundlage,
- Integrierte, dem Klimawandel und den sich ändernden Umwelteinflüssen angepasste Land- und Wasserwirtschaft,
- Errichtung von Arbeitskreisen, die partizipativ arbeiten und sich am gesellschaftlichen Engagement orientieren und
- Unterstützung von Initiativen, die kreativ und kritisch Denken und bedarfsorientierte Zukunftsperspektiven entwickeln.
Ο Welche Auswirkungen hat die imperialistische Kolonialpolitik des deutschen Reichs für die folgenden Generationen?
Welche Folgen haben Eroberungs-, Ausbeutungs- und Wirtschaftspolitik der Kolonialzeit heute noch?
Wo finden sich heute noch koloniales Denken und Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft?
Ο Koloniales Denken muss aufgedeckt und verändert werden! Dies kann nur durch eine Veränderung der Haltung erfolgen und erfordert Respekt und Wertschätzung gegenüber den Möglichkeiten und Fähigkeiten jedes Einzelnen.
Ο "Im Jahr 2010 importierte Deutschland für die Versorgung seiner Bevölkerung fast zwei Drittel der landwirtschaftlichen Flächen. Nur noch ein Drittel steht im Inland zur Verfügung.ʺ
Ist ein derartiger Ressourcenverbrauch zukunftsfähig?
Ο ʺEin wirtschaftliches Wachstum, das nicht inklusiv ist, hängt einen Großteil der Menschheit ab, verletzt die Menschenrechte und zerstört die natürlichen Lebensgrundlagen von uns allen."
Wie können wir, die Zivilgesellschaft, einen aktiven Beitrag zur Gestaltung sinnvoller und kohärenter Veränderungsprozesse leisten?
Ο Bis heute schafft es die EU nicht, Fluchtursachen klar zu definieren und die historische Eigenverantwortung für die gegenwärtige globale Krise zu kommunizieren.
Ο An sich müssen Europa und somit auch Deutschland langfristig Möglichkeiten finden, wirkliche Entwicklungshilfe zu leisten, um Wohlstand besser zu verteilen.
Denn, Entwicklung ist ein Weg der Veränderung.
Die Entwicklungszusammenarbeit muss jedoch Ambitionen mit dem realistisch Möglichen in Balance bringen.
Grundvoraussetzungen für eine Partnerschaft auf Augenhöhe sind aber immer Respekt und ein genaues Verständnis für die Kultur und die Lebensumstände der Menschen, denen wir helfen wollen.